Quer-, frei- und überhaupt gedacht (Teststadium!)

Da liegt sie, auf dem Bett natürlich, schaut mich an, "streichel mich!" sagen ihre Augen, bittend und fordernd zugleich.

Nun gut, ich streichle, wie üblich. Sehe im Licht die Haare sanft emporsteigen. Schaue meine Hände an: Schöne große, deutlich erkennbare Haare sind da. Ich weiss, es sind auch mindestens ebenso viele ganz feine Haare, die man nicht sieht.

Alle Haartypen sind eingewirkt im Bettlaken, im Bezug, denn flauschig bedeutet auch, viele kleine Stoffschlingel äh -schlingen, die perfekte Anker für die Katzenhaare sind...
Absaugen hilft, bestimmt 90 Prozent der Haare landen im Beutel, doch eben garantiert nie 100 Prozent. Die Besten bleiben nach Darwin sozusagen. 

Was taucht da am Boden auf im Luftzug der angekippten Fenster, eine kleine Katze, nein, nur eine Wollmaus, ganz aus luftig verflochtenen Katzenhaaren. Sie liegt nicht einfach nur auf dem Bett, die richtige Katze, sie ist überall, in der ganzen Wohnung, in mehr oder weniger hoher Konzentration.

Saubermachen bedeutet nicht, alle Haare finden und in Beutel, Fusselroller befördern, nein, es bedeutet nur, die Konzentration und Örtlichkeit der Haare so zu ändern, verringern, dass sie mehr oder weniger unsichtbar sind.

Ein Lüften der Wohnung kann manches wieder herzaubern, auch beim Gesichtsabtrocknen mit dem frisch gewaschenen, garantiert nie von Katzen besessenen Frotteehandtuch erzeugt in Nase und Augen manch verdächtiges Kitzeln.

Sie hört also keinesfalls da auf, wo sie optisch "zu Ende" ist, das scheint nur so wegen unseres keinesfalls perfekten Wahrnemungsvermögens. Unterhalb einer gewissen "Dichte" sehen wir halt nichts und sagen, da ist die Grenze, da hört die Katze auf.

Die fliegenden Haare sind tot und nicht an der Katz'? Na, tot sind die an der Katz' auch, wie alle Haare an sich. Und die an der Katze bewegen sich zwar immer mit ihr mit, aber im Grunde können sich die losen Haare auch mit ihr bewegen. Sie haben vor allem auch die Gene, Zellen, Stoffe der Katze, Allergiker wissen es.

Bei Gerüchen ist's noch drastischer: Geruch ist im Prinzip ja doch die Wahrnehmung der vom riechenden Gegenstand (Sorry liebe Miez, mein lieber Gegenstand) abgelösten Moleküle in der Nase.
Wer meint, Katzen riechen nicht, hat möglicherweise ein Problem...
Wenn meine lieben Nachbarn zwei Etagen unter mir ihren feurigen Süchten nachgehen, Tabak vor dem Mund verbrennen, ihn (den Tabak) gasförmig in die Lungen ziehen und aus denselben wieder drücken, dauert's nicht lange, bis ich auch etwas davon habe. So weit und schnell weiten sich Gerüche aus - auch ohne Wind.

Neulich schnürte im Wald ein Hund an mir vorbei, mich nicht beachtend, die Nase dicht am Boden. Für ihn hat die Ausdehnung seines Frauchens, Herrchens (furchtbare Bezeichnungen...) ganz andere Ausmaße als für uns: Kilometerlang die Duftfäden bekannter Dinge wie Herrchen, Haus und Hundehütte.

Der Hund versuchte sozusagen offenbar die Stoffdichte seines Frauchens oder Herrchens durch Laufen in die richtige Richtung wieder zu verdichten bis zur Leibhaftigkeit.

Die Folge aber ist doch, alles ist weit verwobener und viel größer und vermischter als man sich im Allgemeinen klarmacht.
So atmet man ständig eine Unzahl von Menschen ein und "rächt" sich beim Ausatmen und sonstigen "Abgasungen". Ich las vor einiger Zeit etwas zum Thema schlechte Luft in vollen Räumen, da hieß es, keinesfalls allein die erhöhte Kohlendioxid-Konzentration schafft Unwohlsein bei den Menschen, sondern auch und vor allem die steigende Anzahl von Bio-Stoffen in der Luft.

Für mich ergibt sich daraus dies: Wo ein Wesen, Gegenstand "aufhört" ist kein objekiv klarer Fakt, sondern abhängig von der Wahrrnehmung, den verwendeteten Sinnen und deren Empfindlichkeit. Die wahre Ausdehnung, Verwobenheit "sieht" unsere Nase etwa anders als unsere Augen. Doch wer hört schon dauernd bewusst auf seine Nase... das Riechzentrum in der Nase liegt ja ganz dicht unterm Hirn, "Schnellstraße" sozusagen, vielleicht schnell vorbei am Verstand.

Wir Menschen sind "Sozialtiere", vordergründig mit Augen und Ohren als dafür wesentlichen Sinnen, mit den gegebenen Augen (und allem, was dahinter ist) können wir andere Menschen sehen, differenzieren, zählen, benennen. Die Ohren tun das ihrige auf ihre Weise dazu. Das ist so und ist auch gut so.

So mein liebes Katz, nun wirst du endlich richtig gewalkt dass die Haare fliegen!